Sehr interessant! Die an den Ausläufern des Rifgebirges angelehnte Stadt Tétouan, ganz in Weiß gehüllt, ist eine reine Augenweide. Die hauptsächlich von den spanischen Mauren im Mittelalter gegründete Stadt war bis 1956 Hauptstadt des spanischen Protektorats und hat bis heute diesen besonderen Stil der andalusischen und maurischen Architektur beibehalten.
Diese erstaunlicherweise von den Touristen beiseitegelassene Stadt hat einen gewissen authentischen Charme, den ich besonders geschätzt habe. Ein Bummel durch die Gassen ihrer Medina (möglicherweise eine der bemerkenswertesten des Landes), ist ein herrliches Erlebnis. Kein Wunder, dass sie zum UNESCO-Welterbe zählt! Kurz gesagt, eine unumgängliche Etappe auf einer Rundreise in Marokko, die Sie dringendst auf Ihren Reiseplan setzen sollten, bevor es andere Touristen auch tun!
Während unseres Aufenthalts in Marokko begeben wir uns im Sammeltaxi nach Tetouan, von M'Diq aus, das etwa 15 Kilometer entfernt liegt. Wir haben dafür den Tag des monatlichen stattfindenden Berbermarkts gewählt. Die Frauen hier haben andere Gesichtszüge, die nicht dem nordafrikanischen Typ entsprechen. Sie tragen die "Fouta", ein Rechteck aus rotweiß gestreiftem Stoff, und dazu einen spitzen Strohhut, auf den mit blauer Wolle besondere Motiv gestickt sind. Sie kommen hierher aus dem Rif-Gebirge, um ihr Gemüse zu verkaufen, das gut aussieht, frisch ist, und wenig kostet.
Anschließend laufen wir los, um die Medina und die Souks zu besichtigen. Von der Place Hassan II aus, an deren Ende der Königspalast steht, betreten wir die Medina durch eines ihrer sieben Tore. Hier stoßen wir auf einen Wirrwar enger und gewundener Gassen, einige belebt, andere verlassen, wo man sich leicht verlaufen kann. Die Häuser sind dicht aneinander erbaut. Manchmal verleihen Arkaden einer Reihe von Gebäuden zusätzliche Eleganz.
Wir laufen durch die Gassen und lassen uns vom Zufall treiben, bis wir zu den Souks kommen. Jeder Handwerksberuf besitzt eine eigene Straße oder gar ein eigenes Stadtviertel. Eine lärmende Menge bewegt sich zwischen den Ständen des Souks, den man angeregt wieder verlässt und sich dabei fragt, ob man nicht eine Reise in die Vergangenheit hinter sich hat.
Die Stadt Tétouan war von großer Bedeutung zu der Zeit, als das islamische Reich seine Eroberungen bis nach Europa ausdehnte. Da die Stadt sehr nahe bei Andalusien lag, stand sie während jener Zeit häufig im Mittelpunkt. Dies ist noch heute sichtbar, denn Tétouan weist andalusische Einflüsse in seiner Architektur auf. Tatsächlich wurde die Stadt weitgehend von Andalusiern erbaut, nachdem diese aufgrund der christlichen Eroberung ihrer Heimat Europa hatten verlassen müssen.
Die alte Medina ist sehr klein, besitzt aber eine bemerkenswerte Architektur. Sie wurde im Übrigen auch in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Da ich im Rahmen meiner Reise durch Marokko sehr viele Medinas besucht habe, kann ich Ihnen versichern, dass jene von Tétouan sich tatsächlich von allen anderen unterscheidet. In ihr sind nicht nur die oben erwähnten andalusischen Einflüsse erkennbar, sondern auch jüdische und Berber-Einflüsse: Stellen Sie sich vor, welcher kulturelle Reichtum das Ergebnis davon war!