Wie alle anderen Städte im Herzen der Wüste, die aus dem Nichts auftauchen, wird Tennant Creek die einen beeindrucken und die anderen abstoßen. Es handelt sich um nicht viel mehr als einige Wellblechhütten, neben einander aufgereiht, die recht zerbrechlich wirken, angesichts der riesigen Wüste der Umgebung, mit ihrer Hitze und ihren Winden. Für alle die hier leben, ist der Ort die Hölle und für die anderen, ist es nur eine Etappe, wo man sich die Beine etwas vertritt, tankt und sich erfrischt.
Wie bei vielen dieser Städte inmitten der Wüste, habe ich aber auch hier interessante Aspekte entdeckt. Wenn man sich die Zeit nimmt mit den Einwohnern zu reden, 2000 Menschen wohnen in Tennant Creek, versteht man besser was einen dazu bringt, in dieser unwirtlichen Gegend zu leben. Eine australische Etappe die ganz interessant sein kann.
Von Darwin aus nahm ich den Stuart Highway, in Richtung Süden. Distanzen nimmt man hier ganz anders wahr, denn sie können teilweise sehr lang sein zwischen zwei sehenswerten Orten. Die Sehenswürdigkeiten liegen hier nicht unbedingt eine direkt neben der anderen. Man sollte einfach nur die vorbeiziehende Landschaft in sich aufnehmen, das Farbschauspiel genießen und das so magische Bild der rote Erde, die sich deutlich vom blauen Himmel abhebt, aufsaugen.
Daher war auch einer meiner ersten Halts - nachdem ich auf einem Campingplatz übernachtet und in den klaren Wassern von Bitter Springs gebadet hatte - das historische Pub von Daley Water (das immerhin 5 Autostunden entfernt liegt, im Norden von Tennant Creek). Dieses Pub ist einzigartig und ein absolutes Muss: Die Dekoration besteht aus an der Decke mit Schnüren festgebundenen BH, die herunterbaumeln, und als Tapete dienen Banknoten aus aller Welt. Meinen zweiten Stopp legte ich in Tennant Creek ein: Die einzige Stadt zwischen Alice Springs (500 km südlich davon) und Katherine (1.180 km nördlich), in der Sie auf Ihrer langen Reise anhalten können. In der Region von Tennant Creek gibt es einen hohen Anteil an Aborigines unter der Bevölkerung. Daher sollten Sie unbedingt dem überaus interessanten Nyinkka Nyunyu, das Kultur- und Künstlerzentrum der Region, einen Besuch abstatten. Neben der Goldverarbeitungsstätte und dem Goldminengebiet ist dies die hauptsächliche Touristenattraktion von Tennant Creek. Die Stadt erschien mir ansonsten nicht sonderlich einladend. Zum Glück gibt es da noch den Mary-Ann-Staudamm 5 Kilometer nördlich der Stadt, eine wahre Oase, um sich von der brennenden Hitze der Wüste zu erfrischen und auch um Wassersport zu betreiben.
Meiner Meinung nach kommt man eher nicht nach Tennant Creek, weil man dies als Reiseziel gewählt hat. Falls Sie dort auf Ihrer Reise durch Australien vorbeikommen, heißt das viel mehr, dass Sie auf der Durchreise nach Darwin, weiter im Norden, oder nach Alice Springs, weiter im Süden, sind. Tennant Creek ist nichts weiter als ein Ort, der auf dem Weg liegt. Was Sie allerdings auf diesem Weg gen Süden nicht verpassen sollten, ist eines der geologischen Wunder Australiens: die berühmten Devil’s Marbles, die nur eine Autostunde entfernt liegen (und in Anbetracht der Distanzen hier kann ich Ihnen versichern, dass das als direkt nebenan zählt).