Im Porträt: Hervé, unser Local Hero in Argentinien
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Wie kann man das achtgrößte Land der Welt kennenlernen, dessen Regionen zudem noch ganz unterschiedlich sind? Für Hervé, der seine Doktorarbeit im Fach Tourismus mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Entwicklung geschrieben hat, ist die Antwort einfach und besteht aus drei Teilen:
Sich den Bewohner*innen des Landes nähern und die verschiedenen Kulturen kennenlernen
Alternative Reiserouten bevorzugen
Den nachhaltigen Tourismus fördern
Das ist wahrer Slow Tourism!
Den Alltag von Einheimischen mitleben
Was Hervé am stärksten motiviert, ist die Idee, Argentinien in einem ganz anderen Licht zu zeigen und Reisende dazu zu bringen, die Menschen vor Ort zu treffen. Da er sich schon immer von dünn besiedelten Orten angezogen fühlte, möchte Hervé als Nachkomme französischer Einwanderer in der fünften Generation vor allem einen verantwortungsvollen Tourismus fördern, welcher den ländlichen Gemeinden zugute kommt. Eine Herausforderung, da dies oft bedeutet, dass die Reiserouten länger werden.
Wenn wir Reisenden anbieten, ein paar Tage bei einer einheimischen Familie zu verbringen und an ihren Traditionen teilzuhaben, gefällt ihnen die Idee. So können sie einmal andere Wege als die klassischen Touristenrouten einschlagen. Diese Familien sind selbstständig, in der Regel in der Landwirtschaft oder Viehzucht. Der Tourismus ist für sie eine zusätzliche Einkommensquelle, aber vor allem können sie dadurch ihr Erbe, ihre Bräuche und ihre Lebensweise würdigen.
In den Augen von Hervé, Agustina und dem gesamten Team der Agentur wirkt diese Art des Reisens der Landflucht vor allem junger Menschen entgegen und gibt ihnen die Möglichkeit, auf dem Land, das ihrer Familie gehört, zu bleiben und dort zu leben.
Alternative Reiserouten bevorzugen
Obwohl die Hauptreisezeit in Argentinien im Januar und Februar ist, empfiehlt Hervé Reisenden gerne, im März oder April zu kommen, „um die Farben des Herbstes zu bewundern". Als Fan des Slow Tourism (langsamer Tourismus), der Thema seiner Doktorarbeit war, bevorzugt Hervé Orte abseits der klassischen Reiserouten. In Patagonien empfiehlt er den Reisenden, in Bahia Bustamante zu übernachten, einem kleinen Dorf, in dem Algen angebaut werden und das heute ein Paradies für die Artenvielfalt ist.
Dieser Ort ist wirklich einzigartig. Nachts gibt es keinen Strom, keine Verbindungen und es ist weit weg von allem. Diese Stadt ist das versteckte Juwel Patagoniens.
Den nachhaltigen Tourismus fördern
Für Hervé bedeutet „verantwortungsbewusster Tourismus vor allem, sich seiner Handlungen bewusst zu werden, wenn man reist". Das ist in einem so großen Land, in dem das Flugzeug das praktischste Fortbewegungsmittel ist, einfacher gesagt als getan. Eine Flugreise von Buenos Aires nach Ushuaia dauert vier Stunden, eine Autofahrt dagegen zwei Tage! Hervé empfiehlt, noch mehr zu unternehmen als nur seinen CO2-Fußabdruck auszugleichen. Er engagiert beispielsweise Einheimische für seine Touren oder sagt zu bestimmten Wünschen einfach Nein, wie z. B. zu Hubschrauberflügen über die Wasserfälle von Iguazù, die auf der brasilianischen Seite erlaubt sind.
Tourismus kann sehr positiv sein. Es liegt aber an uns zu entscheiden, inwiefern er nützlich ist. Z.B. dient er der Bildung, denn Menschen können sich ihrer Auswirkungen bewusst werden, wenn sie reisen...
Eine Kurzvorstellung von Hervé
Mate
Hervé liebt dieses Getränk, das symbolisch für die argentinische Lebensart steht, weil es in der Gruppe genossen wird, genauso wie asado, das traditionelle Barbecue, das vor allem ein Moment der Begegnung ist.
Coronel Brandsen
Hervés Heimatstadt, 100 km von Buenos Aires entfernt, wo er gerne inmitten seiner Pflanzen abschaltet, ganz ohne Internetzugang.
Seelöwe
Auf einem seiner Roadtrips erkundete Hervé wenig bekannte Ortschaften im Süden Patagoniens, wo er sich einmal ganz allein am Strand wiederfand, umgeben von Seelöwen!
Einwanderer
Hervé stammt von Einwanderern aus Südfrankreich ab und ist fasziniert von der Bedeutung der Einwanderung und der Vermischung der Herkunft in der argentinischen Kultur, daher seine Leidenschaft für den Tourismus.