Als letzte Stadt vor der Grenze zum benachbarten Algerien zog Oujda früher zahlreiche Reisende an, die von einem in das andere Land wechselten und hier an ihrem letzten oder ersten Tag in Marrokko eine Rast einlegten. Seit 1995 die Grenze geschlossen wurde, befindet sich Oujda am Ende eines Straßennetzes, empfängt kaum noch Reisende und hat dadurch seine Haupteinnahmequelle verloren.
Trotz alledem bleibt Oujda eine sympathische Stadt mit entspannter Atmosphäre, die sowohl eine kleine Medina als auch ein modernes Zentrum besitzt. Nicht auf den ersten Blick spektakulär, aber eine möglicherweise recht interessante Etappe, wenn man während einer Reise durch Marokko unterwegs ist zur Rif-Region, zur Küste oder zur Wüste. Ich selbst habe dort eine Nacht verbracht und erinnere mich an gastfreundliche Einwohner sowie an eine zwar nicht außergewöhnliche, aber doch gefällige Metropole, in der Ihnen die weitgehende Abwesenheit von Touristen die Kontaktaufnahme mit der lokalen Bevölkerung erleichtert.
Oujda wurde von mehrere Einflüssen geprägt, bevor sie wieder an Marokko übergeben wurde. Die Stadt wurde von den Berbern gegründet, anschließend fiel sie an das osmanische Reich, auch die Spanier haben ihr Glück versucht, sie zu kolonisieren, und schließlich wurde dieser nördliche Teil des Landes während der Schutzherrschaft von den Franzosen besetzt.
Die Franzosen haben allerdings auch zur positiven Entwicklung der Stadt beigetragen. Insbesondere haben sie während der Zeit des Protektorats eine Planstadt gebaut, die einen Gegensatz zu der alten Medina bildet. Derartige Planstädte sind die Überreste der französischen Anwesenheit und in den bedeutendsten Städten Marokkos anzufinden. Als touristische Sehenswürdigkeit empfehle ich den Souk El Ma, was so viel wie Wassermarkt bedeutet, auf dem ursprünglich Wasser für die Bewässerungssysteme der Region verkauft wurde. Ein Besuch in den Markthallen rund um den Platz El Attarin ist ebenfalls interessant.
Ich fand, dass sich Oujda von den anderen Städten, die ich auf meiner Rundreise in Marokko besichtigt habe, unterscheidet - wahrscheinlich aufgrund ihrer Nähe zu Algerien. Ich rate sehr zu einer Besichtigung, allerdings müssen Sie wissen, dass die algerische Grenze aus Sicherheitsgründen seit einiger Zeit geschlossen ist.
Oujda ist eine Stadt der Vorbeikommenden, eine Stadt des Durchreiseverkehrs, eine Stadt als Zwischenstation. Genau deshalb empfand ich diese Stadt mit ihrer Lage an der algerischen Grenze mit der Mittelmeerküste im Norden und dem Gebirge im Süden als so kosmopolitisch.
Der große Vorteil an Oujda ist seine zentrale Lage, nur eine Stunde von den Stränden entfernt (60 km zum nächsten Strand), aber auch in der Nähe der Berge und der Wüste. Dies macht sie meiner Meinung nach während einer Reise nach Marokko zu einem so interessanten Ausgangspunkt, um die Umgebung zu erkunden.
In den letzten zehn Jahren entwickelte sich die Stadt mit der Schaffung vieler kultureller Veranstaltungen und Festivals immer weiter. Jedes Jahr im Juli findet ein überwältigendes internationales Festival der Raï-Musik statt, wo die größten Namen dieses Musikgenres vertreten sind.