Auf 1.200 Metern Höhe gelegen, am Ufer eines Sees, ist der Mount Abu ein erstaunlicher Ort. Es ist sicherlich der Ort auf meinen Indien-Reisen, wo ich die meisten Touristen aus der indischen Mittelschicht gesehen habe. Man könnte meinen, man sei in einem Freizeitpark!
Ich erinnere mich, dass ich den Ort nicht besonders schön fand. Was mir allerdings gefiel, war die indischen Touristen-Familien zu beobachten, wie sie sich auf den Pedalos amüsierten, Zuckerwatte aßen oder sich in kleinen Wagen durch die Straßen der Stadt ziehen ließen.
Der Mount Abu liegt an der Straße des Gujarat, wenn man aus Rajasthan kommt. Er ist eine gute Etappe, um sich ein oder zwei Tage zwischen den beiden Bundesstaaten auszuruhen.
Ich hatte mir Mount Abu als einen die Wüste Rajastans überragenden Hügel vorgestellt. Weit verfehlt! Mount Abu ist eine charmante, ruhige Stadt in 1 200 Meter Höhe und liegt am Ufer eines malerischen Sees. Glücklicherweise hat es mich während meiner Rundreise in Indien auch hierher verschlagen, so dass ich diese falsche Vorstellung berichtigen konnte.
Ein Aufenthalt in Mount Abu ist hauptsächlich für Wandertouren interessant. Zu allererst empfehle ich Ihnen, einen Spaziergang um den Nakki-See zu machen, bevor Sie die Stufen zum Adhar Devi-Tempel erklimmen. Dort oben konnte ich einer wundervollen Zeremonie zusehen. Paare jeden Alters lassen sich von Priestern segnen, die dabei Gebete sprechen. Der Boden ist mit Opfergaben übersät. Alle Gläubigen sitzen dem Altar gegenüber. Sogar Musiker sind anwesend. Ein wunderschönes lebendes Bild.
Der Anblick, der Duft, der Klang - meine Sinnesorgane sind entzückt. Die Saris glänzen, die Gesichter strahlen. Während ich gefaltete Hände und Lächeln fotografiere fange ich im Objektiv den Blick einer jungen Frau ein. Sie ist hinreißend in ihrem roten Sari. Eine makellose natürliche Schönheit. Die Aufnahme ist eine der schönsten meiner Reise. Anderer Ort, anderes Ambiente. Die Wärter des Delwara-Tempels sorgen für eine militärische Sicherheit. Sie sind höchst unsympathisch, und ihre Bitten sind in Wirklichkeit Befehle. Ziehen Sie die Schuhe aus! Nicht hinsetzen! Reihen Sie sich in die Schlange ein! Sie treten ein, wenn wir Sie dazu auffordern!... Jeder bekommt seinen Ranzer ab. Diese Herren hätten einen nervenberuhigenden Verbenentee verdient. Sobald wir den Tempel betreten haben werden wir automatisch in die Obhut eines Führers übergeben - in Gruppen von fünfzig Besuchern. Ich tauche in der Masse unter und entziehe mich unauffällig der Führung. Es gelingt mir, diesen herrlichen Jaintempel, einer der schönsten Rajasthans, allein zu besichtigen. Die Skulpturen sind von höchster Feinheit und Präzision.
Ich empfehle Ihnen, abends zum Honey Moon Point hochzuklettern, um den Sonnenuntergang über der unendlichen Wüste zu bewundern. Von Ruhe und Romantik kann allerdings keine Rede sein! Hier drängeln sich die Touristen, um die Aussicht zu bewundern. Ich habe mich in Mount Abu verliebt!