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Russland

Die Religionen in Russland

Russland hat aufgrund seiner gleichzeitig asiatischen und europäischen Prägung eine einzigartige Geschichte. Obwohl die Orthodoxie die am weitesten verbreitete Religion ist, sind andere Glaubensrichtungen wie der Islam und der Buddhismus charakteristisch für bestimmte Regionen in Russland. 

Die Geschichte der Religionen in Russland

Viele Religionskulte existierten über Jahrhunderte hinweg nebeneinander im Gebiet der Slawen. Die nomadischen Völker, die Rus, die Waräger (Wikinger) und die Chasaren siedelten sich hier an und jedes Volk hatte seinen eigenen Glauben: die erstgenannten waren Heiden, die letzteren Muslime und Juden. Die Waräger unterwarfen die Rus und schlugen die Chasaren in die Flucht, wobei zahlreiche ihrer Hochburgen zerstört wurden. Schließlich begannen sie einen Tauschhandel mit Byzanz, was man später "den Weg von den Warägern zu den Griechen" nannte.

Durch diesen Austausch gründeten die Waräger gegen 880 die Kiewer Rus. Zu dieser Zeit war das Heidentum noch weit verbreitet und das Pantheon der Götter war noch sehr nahe an dem der Skandinavier. Doch über den Weg von den Warägern zu den Griechen kam es neben dem Handel auch zu einem kulturellen Austausch (so kam das kyrillische Alphabet hierher). Schließlich erlebte die Kiewer Rus im Jahr 988 unter der Herrschaft von Wladimir dem Großen ein fundamentales Ereignis: die Taufe Russlands, die orthodox nach byzantinischem Ritus vollzogen wurde.

Allerdings verschwand der Islam, der im Umfeld der Rus auf dem Gebiet der Chasaren fest verankert war, damit keinesfalls. Obwohl er durch die slawischen Fürsten immer weiter zurückgedrängt wurde, erlebte er durch die Invasion der Mongolen im dreizehnten Jahrhundert einen neuen Aufschwung. Dieser Aufschwung dauerte über drei Jahrhunderte an und prägte Russland. Einige Fürsten konvertierten zum Islam, der sich auf diese Weise in einigen Regionen ansiedelte. Obwohl die Juden über Jahrhunderte auf slawischem Gebiet ansässig waren, hatten sie einen schlechten Ruf und entwickelten sich zwischen Integration und Segregation.

Im Laufe der Eroberungen und Invasionen veränderten sich die Religionen. Im sechzehnten Jahrhundert begann schließlich die Eroberung Sibiriens. Die Völker, die dem Schamanismus angehörten, wurden dabei mit einer neuen Kultur konfrontiert, aber nicht mit Gewalt christianisiert. Später, nach der Spaltung der orthodoxen Kirche im Jahre 1659, wurden sie von den Altgläubigen ins Exil geschickt. Diese Religionen beeinflussten einander gegenseitig, aber keine versuchte der anderen ihre eigene Weltsicht aufzuerlegen.

Rekonstruktion der schamanistischen Bauwerke in Tomskaya Pisanitsa

Zur gleichen Zeit und am gleichen Ort kamen tibetische Mönche an den Baikalsee in Sibirien und mit ihnen kam der Buddhismus. Aber der Schamanismus war weit davon entfernt, verdrängt zu werden, sondern glich sich vielmehr dem Buddhismus an.

Das Schicksal der Religion in der UdSSR

Die Religionen wurden während der Sowjetzeit stark unterdrückt. Ganz egal, welcher Konfession man angehörte, es zählte nur noch eine Religion, und das war der sowjetische Sozialismus. Die heiligen Stätten wurden zerstört und danach völlig geplündert oder in Museen (oder Gefängnisse) umgewandelt. So wurde auch die prächtige Kathedrale von Christus dem Erlöser in Moskau dem Erdboden gleichgemacht und an dieser Stelle ein Palast der Sowjets und ein riesiges Schwimmbad erbaut. Nach dem Zerfall der UdSSR wurde die Kathedrale wieder exakt rekonstruiert.  

Die Odiguitrievskii-Kathedrale, in der heute ein antireligiöses Museum untergebracht ist.

Die religiösen Riten wurden unter Androhung von Strafe verboten oder so umgedeutet, dass sie einen folkloristischen Anstrich bekamen und damit entweiht waren.

Die politische Härte gegenüber den Religionen richtete sich unter Stalin zunächst gegen die orthodoxe Kirche, die Religion der Mehrheit. Die Vertreter wurden entweder erschossen oder in Arbeitslager geschickt. Die anderen Glaubensrichtungen erlitten ein ähnliches Schicksal.

Ganz offensichtlich konnten die Religionen durch diese Gräueltaten nie ganz vernichtet werden und nach dem Niedergang der UdSSR erlebte das Land einen Aufschwung der religiösen Riten.

Die Religionen heute

Heutzutage gibt es in Russland eine Vielzahl von Glaubensrichtungen, aber wir werden uns im Folgenden auf die drei wichtigsten von ihnen beschränken.

Mit über 41 % der Bevölkerung stellt die Orthodoxie den Hauptanteil der Religionen dar. Allerdings müssen wir dieser Zahl den (wenn auch geringen) Anteil der verschiedenen Zweige der Orthodoxie hinzurechnen, die aufgrund der Schismen der orthodoxen Kirche entstanden. Die Bedeutung dieser Religion kommt durch die Pracht ihrer Monumente deutlich zum Ausdruck, die einen umfassenden Besuch während einer Reise nach Russland wert sind.

Mit mehr als 5 % der Bevölkerung istder Islam die zweitwichtigste Religion des Landes. Ihre Anhänger leben hauptsächlich im Kaukasus, in der Republik Kabardino-Balkarien, in der Republik Dagestan und in den Republiken Baschkortostan und Tatarstan (Kazan ist auch das religiöse Zentrum).

Die russischen Buddhisten leben vor allem am Baikalsee (eine wahre Entdeckung während einer Reise abseits der ausgetretenen Pfade) in den Republiken Tuwa und Burjatien, sowie viel weiter, im europäischen Teil von Russland, in der Republik Kalmykien. Die Statistiken gehen davon aus, dass der Anteil der Buddhisten in Russland bei ca. 0,5 % der Bevölkerung liegt. Diesen Sachverhalt muss man allerdings differenziert betrachten, da eine gewisse Anzahl von Menschen, die sich als Buddhisten bezeichnen, nicht die traditionellen Bräuche vergessen haben und im Falle von Problemen einen Schamanen oder einen Lama konsultieren. Das geistige Zentrum des Buddhismus in der Republik Burjatien in Ivolginsky war einer der wenigen Orte der Anbetung, die während der Sowjetzeit erbaut wurden, genauer gesagt unter der Diktatur Stalins.

Dazan von Iwolginski

Schließlich ist zu beachten, dass der Atheismus mit 13 % der Bevölkerung im Land sehr stark verbreitet ist.

Marie Cavalié
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