All denen, die den Aufstieg auf den sagenumwobenen Mount Fitz Roy nicht bewältigen können, rate ich, von El Chaltén aus eine Wanderung hin zur Laguna Torre zu unternehmen. Es existiert natürlich eine Fülle von anderen Möglichkeiten, aber auf meiner Reise nach Argentinien ist es diese, die ich für Sie ausprobiert habe. Ich entführe Sie zu einem phantastischen Tagesausflug, also folgen Sie mir bitte.
Der Himmel ist noch klar, als ich zu meiner Wanderung aufbreche. Sieben Stunden Fußweg liegen vor mir. Nachdem ich aufgebrochen war, merke ich schnell, dass der Weg noch die Spuren des gestrigen Regens trägt. Der Weg ist matschig und rutschig, wo er nicht völlig mit Schnee bedeckt ist. Patagonien bietet atemberaubende Landschaften. Ein gefrorener Fluss durchzieht die Ebene. Die hohen Berge mit ihren spitzen Gipfeln scheinen ganz nah zu sein. In Anbetracht von so viel Schönheit ist es geradezu unmöglich, gleichgültig zu bleiben. Hier zeigt sich die Natur in ihrer ganzen Pracht.
Doch schon bald tauchen schwere Wolken über meinem Kopf auf. Darauf folgt Regen und schon bald riesige Schneeflocken. Im Herzen der Anden kann dieses schlechte Wetter sehr schnell gefährlich werden. Ich bin noch eine ganze Stunde zu Fuß von der Laguna Torre entfernt. Doch es steht für mich außer Frage, so kurz vor dem Ziel aufzugeben. Ich lasse mich im Schutz eines Steinbogens nieder, um zu essen.
Zwei Wanderer kommen vorbei und erzählen mir, dass sie ebenfalls auf dem Weg zur Lagune sind und dass sich die Wetterbedingungen den Rangern zufolge nicht weiter verschlechtern werden. Alles kann sich so schnell ändern… Ich bin sehr erleichtert, nicht mehr allein zu sein, und gemeinsam setzen wir den Weg in Richtung der Lagune fort. Unsere Wahl oder unser Leichtsinn (wir sind uns diesbezüglich selbst nicht so sicher) zahlt sich aus. Die Laguna Torre ist total zugefroren und im Hintergrund beeindruckt uns der gewaltige, blau schimmernde Gletscher. Es ist das erste Mal, dass ich einen Gletscher sehe. Es ist überwältigend und großartig. Unglücklicherweise können wir uns hier nicht allzu lange aufhalten. Es ist nach wie vor heftig am schneien. Für dieses Mal müssen wir es dabei belassen und uns schnell auf den Rückweg machen. Meine Schuhe sind völlig durchnässt. Bei jedem Schritt schmerzen die Blasen an meinem rechten Fuß. Jetzt gerade muss er völlig kaputt sein. Und dennoch, was für eine herrliche Wanderung.
Die schöne Laguna Torre ist über einen entspannten Fußmarsch über 22 Kilometer erreichbar. Das ist ein bisschen die Alternative zum viel gepriesenen Trek zum Fitz Roy. Ich hatte das Glück beide zu entdecken und ich kann Ihnen nur empfehlen, es mir gleich zu tun, wenn Sie auf Ihrer Reise durch Argentinien nach El Chalten kommen!
Wie so oft in diesem Teil der Welt, ist der Weg befestigt, von daher kann man sich unmöglich verlaufen. Die Landschaften variieren im Laufe der Wanderung und die Ankunft am See ist natürlich das i-Tüpfelchen. Das Panorama ist wirklich besonders und wenn die Sicht etwas besser wird, bietet sich einem das tolle Spektakel der eingeschneiten Gipfel des Cerro Torre. Falls Sie möchten, können Sie Ihren Ausflug in Richtung des "Glaciar Grande" fortsetzen, indem Sie eine knappe Stunde weitergehen (Weg auf der rechten Seite, auf den ersten Blick nicht so gut zu sehen). Leider waren die Wolken fest verankert, als ich den zweiten Mirador erreicht habe... Aber dennoch, der Ausflug hat mir sehr gut gefallen!