Nachhaltig durch Indien reisen
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Als ich vor 12 Jahren Rajasthan besuchte, hatte Indien ganz eindeutig ein Abfallproblem und dazu noch viele andere Umweltsorgen. Insofern war ich sehr gespannt, welche Eindrücke ich nach so langer Zeit bei meiner Reise mit Evaneos durch die beiden südlichen Bundesstaaten Tamil Nadu und Kerala sammeln würde.
Entsprechend positiv überrascht war ich, dass ich auf meiner Tour viele gute Beispiele dafür gefunden habe, dass es in Indien mittlerweile ein deutliches Bewusstsein für Nachhaltigkeit gibt. Gerade im touristischen Umfeld wird sehr darauf geachtet, einen umweltgerechten Wandel einzuleiten.
Keinen Plastikmüll verursachen
Auf Reisen habe ich immer meine Trinkflasche aus Edelstahl dabei. Gerade in Ländern, in denen man nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen kann, um sauberes Trinkwasser zu bekommen, wird mir jedes Mal bewusst, welchen Luxus wir zuhause genießen. Häufig bleibt dann nur der Griff zu Wasser in Plastikflaschen. In Indien ist das nicht nötig, denn es wird überall in den Hotels und Restaurants gefiltertes Wasser angeboten. Auf Flughäfen gibt es Trinkwasserstationen, an denen man sich bedienen kann. Wann immer ihr die Möglichkeit habt, gefiltertes Wasser zu trinken oder in eure Trinkflaschen abzufüllen, nutzt die Gelegenheit! Und greift nicht aus Gewohnheit zu abgepacktem Wasser!
Erfreulicherweise wurden uns nie Getränke mit Plastikstrohhalm serviert. Entweder kamen die Gläser auch ohne Nachfrage „komplett ohne“ oder mit einem Papierstrohhalm. Wer sicher gehen will, kann bei der Bestellung direkt darum bitten, keinen Trinkhalm zubekommen.
Ich war nur wenig auf der Reise einkaufen, deshalb lässt sich meine Erfahrung vielleicht nicht allgemein auf Shopping in Indien anwenden. Aber in den Geschäften, die ich besucht habe, gab es keine Plastiktüten. Stattdessen wurden mir dünne Stoffbeutel für meinen Einkauf angeboten. Wenn man seinen eigenen Rucksack dabei hat, braucht man gar keine Tragetasche.
Ein Hotel hatte die charmante Idee, alte Zeitungen dazu zu nutzen, um Papiertütchen zu falten, die dann für den Zimmerschlüssel oder Hygieneabfall verwendet wurden. Zusätzlich waren die Tüten mit bunten Stempeln verziert worden, was richtig stylisch aussah und Lust machte, die Tüten zu verwenden.
In mehreren Hotels ist mir positiv aufgefallen, dass Kosmetikprodukte wie Duschbad, Shampoo, Moisturizer & Co. in auffüllbaren Keramikbehältern im Bad parat standen. Dadurch werden Plastikbehälter vermieden und es sieht auch noch dekorativ aus.
Lokale Küche genießen
Ein vollwertiges indisches Essen besteht aus ganz verschiedenen Bestandteilen wie zum Beispiel Churries, Chutneys, Linsen- und Gemüsegerichte, denn in der ayurvedischen Ernährungslehre gehören zu einem vollwertigen Mahl Speisen in allen sechs Geschmacksrichtungen, also süß, sauer, scharf, salzig, bitter und herb.
In Südindien wird traditionell ein Bananenblatt als Unterlage für die Mahlzeiten genutzt. Jeder Gast bekommt ein einzelnes Bananenblatt zugeteilt, auf dem die verschiedenen Gerichte aufgehäuft werden. Alternativ gibt es runde Metall-Tabletts, auf denen ein zugeschnittenes Bananenblatt als Unterlage liegt und die einzelnen Komponenten in kleine Metall-Schüsseln abgefüllt werden.
In vielen lokalen Restaurants und Garküchen kommt man in den Genuss eines solchen authentischen Erlebnisses. Wenn du dort isst, wo Einheimische unterwegs sind, unterstützt du ein lokales Business und kannst sicher sein, dass nur regionale Lebensmittel ohne große Transportwege verzehrt werden. Isst du vegetarisch oder vegan, was in Indien sehr gut möglich ist, reduzierst du deinen ökologischen Fußabdruck sogar noch mehr.
Shopping bei Einheimischen
Bei allen Einkäufen stellt sich natürlich immer die Frage: kann ich diese Sache wirklich gebrauchen oder schaffe ich mir gerade einen Staubfänger an? Unterstütze ich ein altes Handwerk? Geht mein Geld an die Menschen vor Ort oder erwerbe ich gerade irgendwelche Massenware „Made in China“?
Wir haben beispielsweise in den Dörfern in der Nähe von Tanjore kleine Manufakturen besucht, in denen man Kunsthandwerker dabei beobachten konnte, wie sie traditionelle Bronze-Statuen herstellen. Auch die Tanjore-Malerei, ein klassischer südindischer Malstil, konnten wir uns ansehen. Ich finde, bei solcher Gelegenheit kann man kaum verkehrt liegen und man erwirbt ein Einzelstück, was man in dieser Form kaum woanders findet.
Auch bei Lebensmitteln als Souvenir liegt man eigentlich immer richtig, denn sie werden aufgebraucht. In Südindien kann man beispielsweise ganz hervorragend Tee einkaufen und auch für Gewürze ist es das absolute Paradies.
Unternehmen vor Ort unterstützen
Zum nachhaltigen Geschäftsmodell von Evaneos gehört es, Individualreisende in Kontakt mit lokalen Reiseexperten zu bringen. Dieses Konzept sorgt dafür, dass die Wirtschaft vor Ort gefördert wird und die Reisenden von ganz besonderen Erlebnissen profitieren.
Damit wird ein häufiges Problem umgangen, das entsteht, wenn Urlauber bei großen Hotelketten und Tourismuskonzernen buchen: das Geld landet nicht bei den Einheimischen. Das ist im Tourismus ein großer Nachteil, denn ausländische Gäste sind für viele Länder eine wichtige Einnahmequelle und Basis der wirtschaftlichen Entwicklung.
Ich finde das einen sehr wichtigen Ansatz, von dem sowohl der Gast profitiert als auch das lokale Reiseunternehmen. Nie zuvor habe ich so eine perfekt zusammengestellte Reise gemacht, die mich derart berührt und fasziniert hat, einfach weil sie voll und ganz meinen Interessen entsprach. Unsere Guides waren mehr Freunde als Reiseleiter, die für uns jederzeit zur Verfügung standen und auch spontane persönliche Wünsche erfüllt haben. Wann hat man schon die Chance, ein Land so unmittelbar zu erleben?
Ein weiterer Vorteil, wenn man mit lokalen Reiseexperten unterwegs ist: man ist immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Selbst als wir ein UNESCO-Weltkulturerbe besichtigt haben, ging es sehr entspannt zu. Keine Gedränge, kein Anstehen. Generell sind die Routen so konzipiert, dann man sich eher auf besondere Orte, als auf allgemein bekannte Hot Spots konzentriert. So wird Massentourismus vorgebeugt und ich hatte als Reisende das Gefühl, das echte Indien kennenzulernen und nicht auf den üblichen Touristen-Trampelpfaden zu wandeln.
An- und Abreise nach Indien
Ohne Flugzeug ist es nicht möglich, nach Indien zu reisen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die denken, dass man Fliegen komplett streichen muss, aber man sollte sehr verantwortungsvoll damit umgehen. Dazu gehört, so wenig wie möglich ins Flugzeug steigen, Kurzstrecken zu meiden und möglichst direkte Flüge zu buchen. Bei Flügen, die man unbedingt machen möchte (oder muss), sollte man für einen CO2-Ausgleich sorgen.